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22. Aug. 2025 • 2 Min. Lesezeit

Wer haftet, wenn ein Wearable falsche Gesundheitsdaten liefert?
Wearables sind längst mehr als nur einfache Fitness-Tracker – sie erfassen hochsensible Gesundheitsdaten und beeinflussen in vielen Fällen medizinische Entscheidungen. Doch was passiert, wenn ein Gerät fehlerhafte Daten liefert? Wer trägt die Verantwortung, wenn daraus gesundheitliche oder finanzielle Schäden entstehen? In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die rechtliche Lage und die möglichen Haftungsfragen bei falschen Gesundheitsdaten.
1. Mögliche Szenarien fehlerhafter Gesundheitsdaten
Fehlfunktionen oder ungenaue Messwerte können verschiedene Konsequenzen haben:
- Falsch-positive Werte: Ein Wearable warnt vor einer Herzrhythmusstörung, obwohl keine existiert. Dies kann unnötige Arztbesuche oder Angstreaktionen auslösen.
- Falsch-negative Werte: Ein Gerät erkennt eine tatsächliche gesundheitliche Gefahr nicht, wodurch eine notwendige Behandlung verzögert wird.
- Manipulierte Daten: Cyberangriffe oder Softwarefehler könnten dazu führen, dass Messwerte verfälscht werden.
2. Wer trägt die Verantwortung?
Die Haftung für fehlerhafte Gesundheitsdaten ist komplex und hängt von mehreren Faktoren ab:
a) Verantwortung des Herstellers
Hersteller müssen sicherstellen, dass ihre Geräte präzise funktionieren und den geltenden Vorschriften entsprechen. Wenn ein Wearable als Medizinprodukt eingestuft ist, unterliegt es der EU-Medizinprodukteverordnung (MDR) oder vergleichbaren Gesetzen in anderen Ländern. Ist nachweisbar, dass ein Gerät aufgrund fehlerhafter Hardware oder Software falsche Gesundheitsdaten liefert, kann der Hersteller haftbar gemacht werden.
b) Verantwortung der Nutzer
Wearable-Nutzer haben ebenfalls eine gewisse Verantwortung, insbesondere wenn sie Warnhinweise oder Empfehlungen missachten. Wird ein Gerät beispielsweise unsachgemäß verwendet oder nicht regelmäßig aktualisiert, kann dies die Messgenauigkeit beeinträchtigen. In solchen Fällen liegt keine Haftung beim Hersteller.
c) Verantwortung von App-Anbietern und Dritten
Viele Wearables sind mit Apps oder Cloud-Diensten verbunden, die die Daten speichern und auswerten. Wenn Fehler in der Datenverarbeitung auftreten – etwa durch einen Software-Bug oder unzureichende Algorithmen – könnte auch der App-Anbieter oder ein Drittanbieter haftbar sein.
3. Wie können Hersteller und Nutzer sich schützen?
Für Hersteller:
- Sicherstellen, dass die Messgenauigkeit durch regelmäßige Kalibrierungen überprüft wird.
- Klare Hinweise auf mögliche Messungenauigkeiten in der Produktbeschreibung angeben.
- Regelmäßige Software-Updates bereitstellen, um bekannte Fehler zu beheben.
- Datenverschlüsselung und Cybersecurity-Maßnahmen einführen, um Manipulationen zu verhindern.
Für Nutzer:
- Messwerte immer mit anderen Methoden validieren (z. B. durch Arztbesuche).
- Regelmäßige Updates der Firmware und Apps durchführen.
- Geräte entsprechend den Herstellerempfehlungen nutzen und warten.
4. Fazit: Rechtliche Grauzone mit offenen Fragen
Die Haftung für fehlerhafte Gesundheitsdaten bei Wearables ist nicht eindeutig geklärt und hängt stark vom individuellen Fall ab. Während Hersteller für nachweisbare technische Mängel verantwortlich sind, tragen auch Nutzer und Softwareanbieter eine gewisse Verantwortung. In Zukunft werden strengere gesetzliche Regelungen erforderlich sein, um klare Haftungsfragen zu definieren und den Schutz der Verbraucher zu verbessern.
Im nächsten Beitrag beschäftigen wir uns mit einer wichtigen rechtlichen Entwicklung: „Wearables als Medizinprodukt: Welche Anforderungen stellt die EU?“