CCNet

CCNet

5. Nov. 2025   •  3 Min. Lesezeit 

Der Preis der Unsicherheit: Warum Invest steigt, Risiko aber auch

Der Preis der Unsicherheit: Warum Invest steigt, Risiko aber auch

Das Paradox: Mehr Ausgaben, gleiches Risiko

Unternehmen geben Jahr für Jahr mehr für IT-Sicherheit aus – und trotzdem bleibt das Cyberrisiko hoch. Der Grund ist unbequem: Investitionen verteilen sich oft auf isolierte Einzelprodukte, ohne belastbare Zielarchitektur, ohne harte Betriebsziele und ohne belastbare Metriken. Ergebnis: höhere Lizenz- und Betriebskosten, aber kaum Gewinn bei Erkennung, Eindämmung und Wiederanlauf. Wer nur einkauft, statt Fähigkeiten zu bauen, produziert sichtbare Aktivität – jedoch wenig messbaren Schutz. Kurz: Ohne stringentes Risikomanagement und klare Leitplanken wird jedes zusätzliche Security Budget zu teurem Leerlauf.

Wo das Geld versickert: Tool-Zoo & Übergabelücken

Der „Tool-Zoo“ ist nicht nur ein Einkaufsthema, sondern ein Betriebsrisiko. Jedes weitere Produkt bringt Konnektoren, Logik, Rollen, Pflege, Upgrades und neue Fehlerquellen mit. Übergaben zwischen Teams geraten zu Reibungszonen: Alerts wandern durch mehrere Systeme, bis sie jemand wirklich bewertet. Angreifer nutzen genau diese Latenzen. Typische Symptome:

  • Doppeltes Monitoring, aber keine Ende-zu-Ende-Sicht.
  • Widersprüchliche Policy-Sets, weil jede Lösung „ihr eigenes Ding“ macht.
  • Hohe Change-Kosten, weil jede Änderung mehrere Silos berührt.
  • Abhängigkeit von einzelnen Anbietern, die bei Störungen ganze Ketten lahmlegen.

Ohne Tool-Konsolidierung steigen Integrationsaufwand und Komplexität schneller als der Sicherheitsgewinn. Das spürt man im Incident: Je mehr Werkzeuge beteiligt sind, desto länger dauert Korrelation, Freigabe und Eindämmung.

Architektur vor Einkauf: Leitplanken, die wirken

Wer das Security Budget spürbar in Schutz umwandeln will, beginnt nicht mit einem neuen RFP, sondern mit Architekturprinzipien:

  1. Use-Case-First: Erst definieren, welche Top-5-Angriffspfade adressiert werden (Identitäten, E-Mail, Endpunkte, externe Apps, Lieferkette). Danach auswählen, was diese Pfade mit minimaler Redundanz abdeckt.
  2. Datenfluss als Primat: Telemetrie wird entlang eines gemeinsamen Schemas gesammelt und ausgewertet. Keine Analysen ohne vollständigen, einheitlichen Datenpfad.
  3. Zero-Trust-Default: Identitäten sind Gatekeeper. Zero Trust erzwingt starke Authentisierung, minimale Rechte und kontinuierliche Prüfung – für Menschen und Maschinenkonten.
  4. Exit-Plan & Interop: Jede Kernkomponente braucht einen dokumentierten Exit-Pfad (Alternativen, Migrationsschritte). Proprietäre Sackgassen sind zu vermeiden.
  5. Automatisierung vor Manpower: Standardreaktionen (Isolieren, Sperren, Ticketing) werden automatisiert, damit Analysten echte Angriffslogik prüfen können.

Diese Leitplanken reduzieren Komplexität und schaffen die Voraussetzung, aus weniger Werkzeugen mehr Schutz zu holen.

Metriken statt Meinungen: Was Vorstände sehen müssen

Entscheidend ist, Budgets an Wirkung zu koppeln – nicht an „gefühlte“ Reife:

  • MTTD/MTTR (nach Kritikalität): Wie schnell entdecken und beheben wir Vorfälle je Schweregrad?
  • Identity Hygiene: Anteil privilegierter Aktionen mit JIT-Freigabe, Quote verwaister Konten, Lebenszyklus für Secrets/Tokens.
  • Patch-SLOs: Internet-exponierte Kritikalitäten in Tagen, interne Kritikalitäten in definierten Wochen.
  • Coverage: Abdeckung entscheidender Log-Quellen und Endpunkte; getestete Wiederanlaufverfahren pro Geschäftsprozess.
  • Tool-Koeffizient: Wie viele Produkte pro Use-Case? Ziel: minimale Anzahl bei maximaler Use-Case-Abdeckung.

Wenn diese Metriken quartalsweise in ein klares Steering einfließen, lässt sich Risikomanagement endlich an Ergebnissen messen – nicht am Umfang der Einkaufslisten.

90-Tage-Plan: Vom Tool-Zoo zur Fähigkeit

Tag 0–15 – Transparenz schaffen

  • Inventar aller Security-Tools und Kern-Use-Cases (Phishing, Endpoint, Identity, Web, Supply Chain).
  • Zuordnung: Welches Tool liefert welchen belegbaren Beitrag? Doppelungen markieren.
  • KPI-Baseline ziehen (MTTD/MTTR, Patch-SLOs, Coverage, Identity Hygiene).

Tag 16–45 – Konsolidieren & härten

  • Tool-Konsolidierung: Pro Use-Case maximal eine primäre Plattform + klar definierte Ergänzungen.
  • Datenfluss harmonisieren (einheitliches Schema, zentrale Korrelation, klare Alarmkriterien).
  • Identitäten priorisieren: phishingsichere MFA, Legacy-Flows abschalten, JIT-Privilegien pilotieren.

Tag 46–75 – Automatisieren & üben

  • Standardreaktionen automatisieren (Isolierung, Konto-Sperre, Ticket-Erstellung, Kommunikationspfade).
  • Playbooks mit Fachbereichen testen (inkl. Out-of-Band-Kommunikation).
  • Disaster-Recovery-Drill für die Top-2-Prozesse durchführen und Zeiten messen.

Tag 76–90 – Nachschärfen & verankern

  • KPIs gegen Baseline spiegeln; Lücken mit präzisen Maßnahmen hinterlegen.
  • Exit-Pläne für kritische Abhängigkeiten dokumentieren.
  • Quartalsweises Steering mit klaren Zielwerten beschließen (Budget folgt Wirkung).

Fazit: Investitionen sichtbar machen – Risiko spürbar senken

Mehr Geld hilft nur, wenn es an Architektur und Wirkung gebunden ist. Wer IT-Sicherheit als Fähigkeit denkt – nicht als Produktsammlung – reduziert Cyberrisiko, beschleunigt Reaktion und senkt Betriebsaufwand. Das Rezept ist nüchtern: saubere Leitplanken, harte KPIs, konsequente Tool-Konsolidierung und ein steuerbares Security Budget. Alles andere ist teure Kosmetik.

[Weitere Informationen finden Sie hier: Cybersecurity] (https://www.ccnet.de/blog/tag/cybersecurity/)

FAQ zum Blogbeitrag

Warum steigt das Risiko trotz höherer Ausgaben?

Tool-Zoo, fehlende Konsolidierung, keine Ende-zu-Ende-Metriken.

Wie verhindere ich Budget-Leerlauf?

Use-Case-First einkaufen, Datenpfad vereinheitlichen, SLOs verankern.

Welche Kennzahl überzeugt Vorstände?

Time-to-Contain je Kritikalität – direkt kostenrelevant.

Ist Plattform statt Best-of-Breed die Lösung?

Nur mit Interoperabilität und Exit-Plan; sonst Lock-in-Risiko.

Was sind schnelle Effekte in 30 Tagen?

Doppeltools stilllegen, Alarmflut trimmen, Automationen für Erstmaßnahmen.

Cyberlage 2025: Vom Reagieren zum Voraushandeln

Cyberlage 2025: Vom Reagieren zum Voraushandeln

Management Summary Die aktuelle Cyberlage 2025 ist klar: Reaktives „Best-Effort“-Vorgehen scheitert an Tempo und Professionalisierung der Angreifer. Schäden entstehen nicht nur durch Eindringen, sondern vor allem durch Stillstand, Wiederanlauf und Vertrauensverlust. Wer heute keine belastbaren Standards, Zeitziele und Eskalationspfade verankert, zahlt doppelt – zuerst im Incident, dann in der Erholung. ...

CCNet

CCNet

3. Nov. 2025   •  3 Min. Lesezeit 

Verstärkung der Cyberabwehr: Schutzmaßnahmen gegen Golden und Silver SAML-Angriffe

Verstärkung der Cyberabwehr: Schutzmaßnahmen gegen Golden und Silver SAML-Angriffe

SAML ist ein Grundbestandteil der modernen Authentifizierung und spielt somit auch eine zentrale Rolle in der Cyberabwehr von Organisationen. Beispielsweise verlassen sich 63 Prozent der Entra ID Gallery-Anwendungen zur Integration auf SAML. Multi-Cloud-Integrationen mit Amazon Web Services (AWS), Google Cloud Platform (GCP) und anderen basieren auf SAML. Und viele Unternehmen ...

CCNet

CCNet

1. März 2024   •  4 Min. Lesezeit 

Die verborgene Bedrohung: Schwachstellen in Hardware und vernetzten Geräten

Die verborgene Bedrohung: Schwachstellen in Hardware und vernetzten Geräten

Technologie und Konnektivität sind in nahezu jedem Aspekt unseres Lebens allgegenwärtig, daher bilden Schwachstellen in Hardwareprodukten und vernetzten Geräten eine signifikante Bedrohung für die Cybersicherheit. Diese verborgene Schwachstellen unterscheiden sich grundlegend von jenen Softwareprodukten, da sie oft nicht einfach durch Patches behoben werden können. Ihre Ursachen liegen tief in der ...

CCNet

CCNet

23. Feb. 2024   •  3 Min. Lesezeit